Nachweis von 46 Wolfsrudeln in Deutschland

(26.09.2016) Der Wolf erobert sich seine alte Heimat zurück. Das zeigen die aktuellen Monitoring-Daten, die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) vorgestellt hat. Mittlerweile sind in Deutschland 46 Rudel, 15 Paare und vier sesshafte Einzeltiere nachgewiesen.

Im Vergleich des aktuellen Monitoringjahres 2015/2016 zum vorherigen ist die Zahl der bestätigten Rudel in Deutschland von 31 auf 46 gestiegen, die Zahl der Wolfspaare ist von 19 auf 15 und die Zahl der sesshaften Einzelwölfe ist von sechs auf vier gesunken.

Bundesamt für Naturschutz (BfN) Als Wolfsländer haben sich mittlerweile sechs Bundesländer etabliert: Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Niedersachsen.

Die meisten Tiere leben in Sachsen und Branden-burg. Nach Sachsen war auch im Jahr 2000 erstmals nach der Ausrottung der Art in Deutschland vor 150 Jahren ein Wolfspaar aus Polen zugewandert.

„Die positive Entwicklung der Wolfspopulation in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte des Naturschutzes seitdem der Wolf unter strengem Artenschutz in der Europäischen Union steht“, sagt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel.

„Trotz der erfreulichen Zahlen weist die Art insgesamt allerdings immer noch eine ungünstige Erhaltungssituation auf. Und wir dürfen auch die Augen nicht davor verschließen, dass der Mensch nach wie vor der größte Feind des Wolfes ist.“

Vor allem der Straßenverkehr und illegale Abschüsse gefährden den Wolf. Das belegen folgende Zahlen: Nur 14 der 147 insgesamt seit 2000 in Deutschland tot aufgefundenen Wölfe sind nachweislich eines natürlichen Todes gestorben.

„Wölfe leben heute in der Kulturlandschaft in direkter Nähe zum Menschen und es gehört zu ihrem normalen Verhalten, dass sie gelegentlich auch tagsüber in Sichtweite zu bewohntem Gebiet entlanglaufen“, erklärt die BfN-Präsidentin.

„Wir müssen die Koexistenz von Mensch, Haus- und Nutztier und Wolf wieder erlernen. Deshalb ist die Arbeit des Wolfsberatungszentrums von so großem Wert.“

Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW) war zu Beginn des Jahres 2016 auf Bitten der Länder hin nach fachlicher Unterstützung eingerichtet worden. „Unsere Arbeit ist auf zwei Schwerpunkte ausgerichtet.

Wir führen alle relevanten Monitoringdaten zu Wölfen aus der gesamten Bundesrepublik Deutschland in einer komplexen Datenbank zusammen und werten diese aus.

Die Ergebnisse stellen wir wiederum allen Beteiligten zur Verfügung. Darüber hinaus beraten wir insbesondere Naturschutzbehörden von Bund und Ländern bei der Beurteilung und Bewertung von Nachweisen und Hinweisen von Wölfen, aber auch bei der Schadensprävention oder beim Umgang mit auffälligen Wölfen“, erklärt Prof. Hermann Ansorge, der die Projektleitung der DBBW inne hat.

„Deutschland war lange Zeit wolfsfrei und wir müssen erst wieder den Umgang mit diesem Wildtier lernen. Viele Menschen sind unsicher, was sie von der Rückkehr der Wölfe zu erwarten haben und ob von den Tieren eine Gefahr für den Menschen ausgeht.

Aus diesem Grund haben wir zusammengefasst, was zum normalen und für uns Menschen unproblematischen Wolfsverhalten gehört und wann Aufmerksamkeit geboten ist.

Die von uns entwickelten Empfehlungen sollen die Naturschutzbehörden der Länder in die Lage versetzen, eine Ersteinschätzung von Wolfsverhalten in Bezug auf die Sicherheit von Menschen vorzunehmen und mögliche Handlungsabläufe vorbereiten zu können.

Zum Glück kommt es sehr selten vor, dass Wölfe ein für uns Menschen sicherheitsrelevantes Verhalten entwickeln“, führt Ilka Reinhardt aus.




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