Fledermaus-Inventur zu Halloween

(28.10.2016) Ergebnis des Monitorings der Deutschen Wildtier Stiftung auf der NNE-Fläche in Eichhorst

Am kommenden Wochenende zeigen ausgehöhlte Kürbis-Fratzen ihre Zähne: Es ist Halloween! Zweibeinige Gruselmonster stehen vor der Tür und verlangen „Süßes oder Saures“. Kinder kommen oft als Fledermaus verkleidet, denn das Kostüm liegt voll im Trend.

Während die „echten“ Fledermäuse jetzt in den Winterschlaf gehen, feiern Halloween-Mäuse mit spitzen Gummi-Zähnchen und Flattermantel die Nacht der Blutsauger. „Was wirklich gruselig ist:

Den fliegenden Säugetieren droht in vielen Teilen Deutschlands der totale Absturz - die meisten Fledermausarten sind nämlich vom Aussterben bedroht“, sagt Eva Goris, Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung.

Dass man Fledermäusen auch effektiv helfen kann, beweist die Deutsche Wildtier Stiftung auf ihrer Fläche des Nationalen Naturerbes (NNE) Eichhorst in Mecklenburg-Vorpommern. Auf über 200 Hektar fand jetzt zum ersten Mal ein großes Monitoring - eine Art Fledermaus-Inventur - statt. „Das Ergebnis ist beachtlich“, sagt Eva Goris.

In Mecklenburg-Vorpommern kommen 17 Fledermausarten vor; davon konnten allein auf der Fläche der Deutschen Wildtier Stiftung im Eichhorster Wald neun Arten nachgewiesen werden. „Das ist schon eine Sensation.“

Biologen führten das Fledermaus-Monitoring durch, um die Arten zu erfassen.

Auf den wertvollen NNE-Flächen der Deutschen Wildtier Stiftung in Eichhorst leben unter anderem die seltene Große Bartfledermaus, der Große Abendsegler, Rauhaut- und Zwergfledermaus sowie die Fransenfledermaus.

Damit wurde auf dieser relativ kleinen Fläche allein die Hälfte aller in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden waldbewohnenden Arten nachgewiesen.

„Dagegen fehlt es überall in Deutschland an geeigneten Lebensräumen“, sagt Goris. „Fledermäuse benötigen nämlich einen ökologisch stabilen Wald wie in Eichhorst.“

Sie brauchen einen hohen Altholzanteil, Feuchtgebiete und mächtige Laubbäume, Totholz sowie heckenartige Waldränder. „Stattdessen erschweren Monokulturen und der Einsatz von Pestiziden den Insektenfressern die Nahrungssuche“, sagt die Pressesprecherin der Deutschen Wildtier Stiftung.

Dass Fledermäuse in Deutschland auch von Windkraftanlagen getötet werden, wissen die Wenigsten. „Über 250.000 Tiere sterben pro Jahr, weil ihre Lungen durch den Unterdruck an Windkraftanlagen platzen“, kritisiert Eva Goris.

„Zunächst können die geschickten Flieger den Rotoren noch ausweichen, doch dann droht der Tod durch ein Barotrauma.“

Die Ausmaße moderner Windenergieanlagen sind gigantisch. In einer Höhe von knapp zweihundert Metern überstreichen die Rotoren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 200 Stundenkilometern eine Fläche von der Größe eines Fußballfeldes. „Da hat eine kleine Fledermaus keine Chance.“

Mit der Initiative des „Nationalen Naturerbes“ (NNE) wird in Deutschland dem Verlust von Lebensräumen entgegengewirkt.

Die Deutsche Wildtier Stiftung trägt mit der Übernahme von 1.300 Hektar aus dem Eigentum der Bundesrepublik Deutschland dazu bei, dass dauerhaft „Wildtier-Paradiese“ erhalten werden.




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