Vogelmassaker an der Ostseeküste

(04.07.2005) WWF kritisiert Massenabschuss von jungen Kormoranen in Mecklenburg-Vorpommern

In einem Naturschutzgebiet bei Anklam wurden Ende Juni 2005 6.950 junge Kormorane aus ihren Nestern geschossen. Viele von ihnen wurden nicht gefunden und quälten sich noch tagelang.

Der WWF kritisiert dieses staatlich genehmigte Vogelmassaker als überzogene Reaktion auf die Zunahme der Kormoran-Bestände. "Natürlich fressen Kormorane Fische. Es ist allerdings bis heute nicht bewiesen, ob sein Fischfang zur "Verdrängung" von Fischern und Anglern führt", so Thomas Neumann, Naturschutzexperte beim WWF Deutschland.

In diesem Glauben habe man schon im 19. Jahrhundert die Kormoran-Kolonien an der Ostseeküste fast radikal ausgerottet. Aufgrund dieser Erfahrungen unterliege der Kormoran heute nationalem wie europäischem Naturschutzrecht. Abschüsse seien nur bei nachgewiesenen, erheblichen Schäden und im begrenzten Um-fang statthaft.

Der WWF fordert vom zuständigen Umweltminister Wolfgang  Methling eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls. "Ein solches Vogelmassaker darf sich nicht wiederholen", verlangt Thomas Neumann.

Eine Bestandsregulierung in dieser Form sei rechtlich nicht zulässig. Das Zerstören einer Brutkolonie im Naturschutzgebiet sei zudem wegen der öffentlichen Wirkung ein Desaster. "Ethisch ist das Töten von Tieren am Nistplatz und das Anschießen von Tieren ein fundamentaler Verstoß gegen jede Tierschutz- und auch waidmännischen Werte", so der WWF-Experte. Trotz versuchter Geheimhaltung der Aktion haben sich zahlreiche Touristen beschwert.

Der WWF appellierte an das Land Mecklenburg Vorpommern sich ein Beispiel an den Niederlanden nehmen. Dort leben 25.000 Kormorane und kein einziger werde geschossen! Dort habe man erkannt, dass der Kormoran ein wichtiger Bestandteil der Umwelt sei und dort in Massen auftritt, wo hohe Fischbestände ein übergroßes Nahrungsangebot bieten - auch für den Menschen.

www.wwf.de

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