Giardiose bei Hund und Katze

(23.02.2012) Giardien machen beim Hund und der Katze weltweit eine der häufigsten Endoparasitosen aus (Gunn-More, 2010; Lappin, 2010), am meisten werden Jungtiere betroffen (Gates und Nolan, 2009; Globokar et al., 2009; Epe et al., 2010; Tangtrongsup und Scorza, 2010).

A. Heusinger,  E. Müller, M. Gentil, M. Galián


Giardia SPP
Für die Untersuchung werden dabei verschiedene Untersuchungstechniken verwendet, wobei die Sensitivitäten der Methoden variieren (Rishniw et al., 2010; Heusinger et al., 2010).

In den letzten Jahren wurde den Giardien vermehrt Aufmerksamkeit im Hinblick auf ihr mögliches zoonotisches Potential gewidmet. Im Rahmen der genetischen Charakterisierung wurden 7 Varianten identifiziert, von denen die Varianten A und B hauptsächlich beim Menschen vorkommen, die Varianten C und D hauptsächlich beim Hund nachgewiesen werden und die Variante F überwiegend bei der Katze vorliegt.

Spezies übergreifend sind jedoch auch Isolate unterschiedlicher Subtypen von A sowie solcher von B bei verschiedenen Tierarten nachweisbar, so dass eine Übertragung von Mensch auf Tier und von Tier auf Mensch zumindest bei einem Teil der Infektionen nicht ausgeschlossen werden kann (Olson, 2002; Souza et al. 2007; Ballweber et al., 2010, Upjohn et al., 2010).

MATERIAL UND METHODEN

15595 Kotproben vom Hund und 7045 Kotproben von Katzen wurden mittels Giardien ELISA Test (ProsSpecT® Giardia Microplate Assay, Virotech) untersucht. In dieser Studie Alle diese Proben waren als Routineproben zu Laboklin eingesandt worden, Angaben zu klinischen Erscheinungen lagen dabei  in der Regel nicht vor.

Bei einem Teil der Proben folgte eine methodische Vergleichsuntersuchung ELISA vs. mikroskopischer Untersuchung nach MIFC (Merthiolat-Jod-Formalin-Concentration) Anreicherung.

Die MIFC Anreicherung  wurde unter Verwendung eines käuflichen Systems der Firma Biorepair GmbH durchgeführt.  Anschließend wurden die Proben mikroskopisch bei einer 400-fachen Vergrößerung ausgewertet. Für den Methodenvergleich wurden 4505 Proben von Hunden und 2845 Katzenkotproben verwendet.

Aus 295 Kotproben von Hunden und Katzen, in denen mittels ELISA Giardien-Antigen (ProSpecT® Giardia Microplate Assay, Virotech) nachgewiesen wurde, erfolgte füur die weitere Typisierung nach Isolierung der DANN (Invisorb PSP Sin Stool Kit, Invitek) die Bestimmung des tpi-Gens mittels PCR zur Differenzierung der Assemblages A und B (Sulaiman et al., 2003; Geurden et al., 2008; Levecke et al., 2009). Für die Statistik wurde der Chi-Quadrat-Test durchgeführt.

ZUSAMMENFASSUNG

24,5% (n=3816) von 15595 untersuchten Kotproben von Hunden und 15,9% (n=1117) von den 7045 untersuchten Kotproben von Katzen wurden im Giardien-ELISA Test (ProsSpecT® Giardia Micorplate Assay, Virotech) als positiv bewertet.

Bei einer methodischen Vergleichsuntersuchung ELISA vs. mikroskopische Untersuchung nach MIFC Anreicherung, zeigten sich 9,30% (n=419) der untersuchten 4505 Proben von Hunden und 4,96% (n=141) der untersuchten 2845 Katzenproben positiv bei der mikroskopischen Untersuchung. Wurde ein ELISA durchgeführt, so lag bei Hunden der Prozentsatz der positiven Proben bei 25,2% (n=1145). Bei Katzen wurden mittels ELISA 16,3% dieser Proben (n=465) als positiv identifiziert.

Jungtiere zeigten bei der Auswertung des vorliegenden Datenmaterials deutlich höhere Prävalenzen als ältere Tiere. Giardien positive Ergebnisse waren Geschlecht unabhängig, aber kastrierte Tiere zeigten deutlich niedrigere Prävalenzwerte (ca. 45% niedriger). 

In der Rassenverteilung bei Katzen zeigten Maine Coon und Norwegische Waldkatzen höhere Prävalenzen (bzw. 19,10% und 16,84%), wohingegen nur 13,87%  der Europäischen Hauskatzen und 7,69% der Perserkatzen positive Ergebnisse aufwiesen.

Von 295 untersuchten Proben von Hunden (n=227) und Katzen (n=68) konnten 9 (davon 7 beim Hund und 2 bei der Katze) der Assemblage A zugeordnet werden. In 5 Hundeproben konnte Assemblage B nachgewiesen werden. Eine zoonotische Relevanz scheint damit gegeben.

LITERATURVERZEICHNIS

1. BALLWEBER L.R., XIAO L., BOWMAN D.D., KAHN G., CAMA V.A. (2010): Giardiasis in dogs and cats: update on epidemiology and public health significance. Trends Parasitol (26): 180-9
2. EPE C., REHKTER G., SCHIEDER T., LORENTZEN L., KREÍENBROCK L. (2010): Giardia in symptomatic dogs and cats in Europe- results of a European study. Vet. Parasitol (173): 32-8
3. GATES M.C. und NOLAN T.J. (2009): Endoparasite prevalence and recurrence across different age groups of dogs and cats. Vet. Parasitol. 3; 166(1-2): 153-8.
4. GLOBOKAR M., PANTCHEZ N., FAILING K., ZAHNER H., BAUER C. (2009): Prävalenz von Parasitosen des Verdauugs- und Atmungstrakts bei Hunden in Deutschland (2004-2006). Tagung der Deutschen Veterinärmedizin Gesellschaft, Fachgruppe Parasitologie und parasitäre Krankheiten. Leipzig.
5. GEURDEN T., GELDHOF P., LEVECKE B., MARTENS C., BERKVENS D., CASAERT S., VERCRUYSSE J., CLAEREBOUT E. (2008): Mixed Giardia duodenalis assemblage A and E infections in calves. International Journal for Parasitology 38, 259-264.
6. GUNN-MORE, D. (2010): Papel de las parasitosis en la enfermedad intestinal felina. Proceedins of XXVII Congreso Anual de AMVAC. Madrid (Spanien).
7. HEUSINGER T., GALIAN M., MÜLLER E. (2010): Giardia sp. bei Hunden und Katzen in Deutschland. Vergleich der Ergebnisse von der mikroskopischen Untersuchung und einem Antigen Nachweis mittels ELISA. Proceedings DVG-Fachgruppentagung Parasitologie und parasitäre Krankheiten, München.
8. LAPPIN, M. (2010): Giardia, tritrichomonas, Cryptosporidium, and Isospora infections of cats. Proceedins of the Southern European Veterinary Conference. Barcelona (Spanien).
9. LEVECKE B., GELDHOF P., CLAEREBOUT E.,  DORNY P., VERCAMMEN F., CACCIÒ S.M., VERCRUYSSE J.,  GEURDEN T. (2009):  Molecular characterisation of  Giardia duodenalis in captive non-human primates reveals mixed assemblage A and B infections and novel polymorphisms. International Journal for Parasitology 39, 1595-1601.
10. OLSON E. (2002): Giardia and Giardiasis: A Zoonotic Threat. Bayer Zoonosis Symposium, 2002 North American Veterinary Conference.
11. Liu J., Lee S.E., Song K.H. (2008). Prevalence of canine giardiosis in South Korea. Res. Vet. Sci. 84 (3): 416-8.
12. RISHNIW M., LIOTTA J., BELLOSA M., BOWMAN D., SIMPSON KW. (2010): Comparison of 4 Giardia Diagnostic Tests in Diagnosis of Naturally Acquired Canine Chronic Subclinical Giardiasis. J. Vet. Intern Med.
13. SOUZA S.L., GENNARI S.M.,RICHTZENHAIN L.J., PENA H.F., FUNADA M.R., CORTEZ A., GREGORI F., SOARES R.M. (2007): Molecular identification of Giardia duodenalis isolates from humans, dogs, cats, cattle from the state of São Paolo, Brazil, by sequence analysis of fragments of glutamate dehydrogenase (gdh) coding gene. Vet. Parasitol (149, 3-4): 258-64
14. SULAIMAN I.M., FAYER R., BERN C., GILMAN R.H., TROUT J.M., SCHANTZ P.M., DAS P., LAL A.A.,  XIAO L. (2003):  tpi-Gene characterization and potential zoonotic transmission of Giardia duodenalis. Emerging Infectious Diseases 9, 1444-1452.
15. TANGTRONGSUP S., SCORZA V. (2010): Update on the Diagnosis and Management of Giardia spp. Infections in Dogs and Cats. Topics in Companion Animal Medicine 25 (3): 155-162.
16. UPJOHN M., COBB C:, MONGER J., GEURDEN T., CLAEREBOUT E., FOX M. (2010): Prevalence, molecular typing and risk factor analysis for Giardia duodenalis infections in dogs in a central London rescue shelter. Vet Parasitol. 20; 172(3-4):341-6.

Anschrift des Verfassers

LABOKLIN GmbH & Co.KG, Steubenstrasse 4, D-97688 Bad Kissingen, Tel.: 0971-72020, Fax: 0971-68546, E-mail: [email protected]



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