Jedes Einzelne zählt
(08.07.2016) Tierärzte finden in Schweinebeständen und bei der Lebenduntersuchung auf dem Schlachthof noch immer kranke und verletzte Schweine vor, die offensichtlich nicht tierschutzgerecht behandelt und versorgt wurden.
Der aktuelle Open Access Beitrag in Der Praktische Tierarzt will wachrütteln.
In der Masse geht der Einzelne unter, sein persönliches Befinden interessiert meist nicht. Zumindest trifft dieser Allgemeinplatz noch allzu oft auf Schweine in Großbeständen zu. Die Amtstierärzte Dr. Heinz-Walter Leßmann und Prof. Sabine Petermann plädieren in ihrem aktuellen, frei zugänglichen Artikel für einen tierschutzgerechten Umgang mit kranken und verletzten Schweinen.
Bereits bei der Patientenunterbringung gibt es Mängel. Dies fängt im Betrieb an und hört auf dem Schlachthof nicht auf. Häufig fehlt es in Mastanlagen an Krankenplätzen, welche malade Tiere vor weiteren Schäden und Leiden bewahren.
Obwohl gesetzlich vorgeschrieben, reichen die Krankenbuchten in einem Betrieb kurzfristig oft nicht aus oder werden schlicht als Abstellkammer zweckentfremdet.
Tierschutzrechtlich vorgegeben ist, dass jedes einzelne Tier mindestens einmal täglich kritisch auf seinen Gesundheitszustand hin beäugt werden muss, und zwar durch geschultes Personal. Ist ein Tier erkrankt, muss es engmaschig umsorgt und überwacht werden. Hohe Tierzahlen im Bestand rechtfertigen nicht eine unzureichende Versorgung kranker oder verletzter Einzeltiere.
Die Autoren des Beitrags weisen darauf hin, dass es neben weiterem Informationsbedarf teils erheblichen Handlungsbedarf gebe. Auch praktizierende Tierärzte seien gefordert. Sie sollen vermehrt Tierhalter und Tierbetreuer für den tierschutzgerechten Umgang sensibilisieren und bei groben Regelverstößen die zuständige Veterinärbehörde einschalten.
Nach diesem Weckruf für den tierschutzgerechten Umgang mit kranken und verletzten Schweinen in Großbeständen wird Der Praktische Tierarzt das Wohl der Borstentiere weiterverfolgen.