ZZF-Symposium 2016: Was das Verhalten der Heimtiere über ihr Wohlbefinden verrät

(12.10.2016) Mehr als 100 Teilnehmer bei erfolgreichem ZZF-Symposium 2016. Wichtig für die Interpretation des Verhaltens: Kenntnisse zur Tierart und intensive Beobachtung

Unter dem Motto „Denen geht’s doch gut! – Geht’s denen gut? – Verhalten von Heimtieren als Maßstab für das Wohlbefinden“ stand das 21. Symposium vom Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF), das vom 8. bis 9. Oktober in Kassel stattfand.

Mehr als 100 Tierärzte, Zoofachhändler und andere Branchenbeteiligte begrüßte ZZF-Vorstandsmitglied Ute Klein zu der Tagung, die der ZZF gemeinsam mit dem Arbeitskreis 8 der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT) und dem Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) veranstaltete.


Mehr als 100 Teilnehmer informierten sich beim ZZF-Symposium über das Verhalten von Heimtieren.

In einer Umfrage des Veranstalters bewerteten die Teilnehmer die Veranstaltung als sehr gut (Note: 1,3) und lobten vor allem die Organisation, die Themenauswahl, die fachlich versierten Vorträge und die Möglichkeit des Austausches zwischen Tierärzten und Vertretern der Heimtierbranche.

Es nahmen zu rund 60 Prozent Tierärzte teil, die übrigen waren Fachleute aus dem Bereich der Heimtierbranche. Was sich aus dem Verhalten von Heimtieren für die Praxis ableiten lässt, darüber diskutierten Zoofachhändler, Tierärzte, Großhändler und Wissenschaftler auf dem Fachsymposium.

ZZF fördert die Sachkunde der Tierhalter

In ihrer Begrüßung erwähnte Ute Klein, dass sich der ZZF seit langem dafür einsetze, dass bei der Haltung von Zierfischen, Vögeln, Kleinsäugern und Reptilien die arttypischen Verhaltensweisen berücksichtigt werden müssen. „Der Zoofachhandel leistet hier mit seiner sachkundigen Beratung der Tierhalter einen wichtigen Beitrag.“

Zur Einführung stellte Diplombiologe Jürgen Hirt wissenschaftliche Untersuchungen zu auffälligem Verhalten von Nagetieren vor und diskutierte die Frage, wie man Verhalten richtig deuten kann. Dafür seien Artkenntnis und Wissen über das Individualverhalten der Tiere unabdingbar.

Björn Jordan, Vorsitzender der BAG Kleinsäuger e.V., erläuterte, wie man normales Verhalten von Kleinsäugern in der Praxis interpretiert.

Die Kunst sei es, die richtigen Schlüsse aus den natürlichen Verhaltensweisen zu ziehen und diese in der Heimtierhaltung zu berücksichtigen.

Eine Kopie der natürlichen Lebensräume sei für eine artgerechte Heimtierhaltung nicht notwendig, da für die meisten Tiere nur einige Aspekte ihres natürlichen Lebensraumes relevant seien.

Welche Hinweise zum Verhalten von Ziervögeln wichtig für die tierärztliche Behandlung sind, erklärte Torsten Moerke-Schindler, Tierarzt an der Klinik für Vögel und Reptilien an der Universität Leipzig. Auffälliges oder verändertes Verhalten bedeute nicht zwangsläufig, dass es dem Tier schlecht gehe.

In der Mauser oder der Fortpflanzungszeit zeigten Vögel immer ein abweichendes Verhalten. Deshalb seien bei einer Beurteilung über das Wohlbefinden die Lebensphase und die hormonellen Situation des Tieres zu berücksichtigen.

Eine gründliche Anamnese sei wichtig, weil Vögel ihre Erkrankung möglichst lange verbergen.

Die Diplom-Biologin Hildegard Niemann setzte in ihrem Referat den Schwerpunkt auf die Vogelbeobachtung. Anhand verschiedener Beispiele zeigte sie, worauf es bei der Haltung und Beschäftigungsmöglichkeiten ankommt. Eine abwechslungsreiche Gestaltung von Volieren steigere das Wohlbefinden von Ziervögeln.

Dr. Silvia Blahak, stellvertretende TVT-Vorsitzende, widmete sich in ihrem Vortrag dem auffälligen Verhalten von Reptilien und Amphibien. Um das  Verhalten richtig beurteilen zu können, müsse man das Normalverhalten der Tiere gut kennen.

„Halter interpretieren normales Verhalten oft falsch“, erläuterte die Tierärztin. Es sei daher wichtig, die Vorgeschichte der Tierhaltung genau abzuklären.

Der Leiter der DGHT-AG Iguana, Heiko Werning, sprach über die Verhaltensanalyse bei Terrarientieren. Werning stellte heraus, welche Merkmale für eine Analyse der Tiere eine Rolle spielen, um sich ein Urteil über das Wohlbefinden zu bilden oder um zu erkennen, ob das Tier möglicherweise krank ist.

Tiere am besten täglich beobachten

Am zweiten Veranstaltungstag standen die Zierfische auf dem Programm: Wie sich das Verhalten der Fische als Grundlage für Diagnose, Behandlung und Beratung im Zoofachhandel nutzen lässt, erklärte Stefan K. Hetz, Biologe an der Humboldt-Universität Berlin.

Zunächst zeigte er auf, wie Fische in den verschiedenen Situationen reagieren und warum der Kontext, in dem das Fischverhalten beobachtet wird, immer zu berücksichtigen ist.

Denn auch Fische reagierten je nach Umstand anders und ein Verhalten, das zunächst unnormal erscheint, gehöre durchaus zum Normalverhalten der Tiere.

VDA-Vizepräsident Florian Grabsch präsentierte seine Erkenntnisse aus dem täglichen Beobachten der Aquarienbewohner. Um Verhalten richtig zu interpretieren, sollten Halter ihre Tiere täglich beobachten und die Arten genau kennen.

Menschliche Gefühle nicht auf Tiere projizieren

Mehrere Referenten wiesen darauf hin, dass Tierhalter nicht die Bedürfnisse des Menschen auf die Tiere projizieren dürften, um aus dem Verhalten der Tiere auf deren Wohlbefinden schließen zu können.

Reptilienexperte Heiko Werning nannte als Beispiel eine einzeln gehaltene Landschildkröte, die sich nicht einsam fühle.

Die Diplom-Biologin Hildegard Niemann betonte, dass für Vögel eine richtig eingerichtete Voliere nicht unangenehm sei, da sie sie als Spielzimmer  betrachten und gerne annehmen, wenn sie genügend Freiflug haben.

Außerdem rührten Fehlinterpretationen oft daher, dass gleiches Verhalten der Tiere mitunter tierartenübergreifend auch gleich interpretiert werde. Dabei bedeute eine ähnliche oder gleiche Verhaltensweise bei fast jeder Art etwas anderes: Geschlossene Augen könnten bei einem Tier Wohlbefinden ausdrücken, bei einer anderen Art seien sie ein Hinweis auf hochgradigen Stress.




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