Tierärzte warnen: Nicht voreilig auf das Kupieren von Ringelschwänzen verzichten

(21.10.2015) Ein unkritischer und voreiliger Ausstieg aus der üblichen Praxis, den Ringelschwanz im frühen Saugferkelalter zu kupieren, könnte in vielen landwirtschaftlichen Betrieben tierschutzrelevante Probleme provozieren.

Zu diesem Ergebnis kommt die Mitgliederversammlung der Fachgruppe Schwein im Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) anlässlich des bpt-Kongresses in München vom 8. - 11. Oktober 2015 und fordert einstimmig: „Eine Umsetzung des Kupierverbotes muss in kleinen Schritten und auf Grundlage validierter wissenschaftlicher Erkenntnisse erfolgen.

Hierzu ist weitere Grundlagenforschung notwendig. Mit einer sofortigen Umsetzung eines rigorosen Kupierverbotes sind in vielen Betrieben tierschutzrelevante Probleme zu erwarten; dies gilt es unbedingt zu vermeiden.“

Dem Beschluss ging eine Podiumsdiskussion voraus, in der die praktizierenden Tierärzte nach einleitenden Impulsreferaten aus den Bereichen Landwirtschaft, veterinärmedizinischer Praxis und Veterinärüberwachung ihre Erfahrungen zu der Thematik austauschten.

Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass die den Problemkreis Schwanzbeißen bzw. Schwanznekrose verursachenden Faktoren vielzählig und in ihrem Zusammenwirken sehr komplex sind.

Eine pauschale Reduktion auf „Haltungsmängel“ beschreibt die Zusammenhänge nur unzureichend und entspricht nicht den Gegebenheiten in den schweinehaltenden Betrieben. Vielmehr müssen auch z. B. Aspekte von bedarfsgerechter und qualitativ hochwertiger Fütterung, betriebsindividuellem Gesundheitsstatus und Genetik berücksichtigt werden.

Erschwerend kommt hinzu, dass ein Teil dieser Einflussfaktoren nur bedingt kontinuierlich überwacht werden kann, sodass nicht immer zeitnah gegengesteuert werden kann (Futterqualität, frühe Infektionen).

In Ergänzung zu dieser Experteneinschätzung warnte auch Prof. Dr. Friedhelm Jaeger vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen die anwesenden Praktiker davor, voreilig auf das Kupieren zu verzichten, ohne eine intensive Ursachenforschung im jeweiligen Betrieb unternommen zu haben.

Andererseits forderte er die Praktiker aber auch dazu auf, sich mit den Landwirten gemeinsam auf den Weg zu machen, um die Problematik des Schwanzkannibalismus auf allen Ebenen zu bearbeiten.




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