Kampf gegen Antibiotikaresistenzen miteinander statt gegeneinander führen

(16.06.2014) Tierärzteverband fordert von Politik "Runden Tisch mit Ärzten und Tierärzten"

Human- und Veterinärmediziner müssen im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen endlich miteinander anstatt übereinander reden und gemeinsam handeln. Das hat der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Hans-Joachim Götz, Ende vergangener Woche in einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Gröhe und Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt deutlich gemacht.

Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. Weil die organisierte Ärzteschaft einem gemeinsamen Dialog bislang ablehnend gegenüber steht, hat er die beiden für dieses wichtige Thema zuständigen Bundesminister aufgefordert, einen „Runden Tisch“ für lösungsorientierte Diskussionen zwischen den Vertretern der führenden human- und veterinärmedizinischen Verbände einzurichten.

Tierärzte und Ärzte sollen sich nach dem Willen des bpt-Präsidenten gemeinsam im Sinne des AMR-Aktionsplans der EU-Kommission und der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) für einen restriktiven Einsatz von Antibiotika gemäß Leitlinien einsetzen und effektive Lösungen entwickeln, die über die jeweiligen Kanäle an die Tierärzte und Ärzte kommuniziert werden, um für die nötige Achtsamkeit und Verantwortung zu werben. Gleichzeitig könnte so künftig auch die Öffentlichkeit adäquat informiert werden.

Hintergrund für den erneuten Vorstoß des Tierärzteverbandes, in lösungsorientierte Diskussionen mit der organisierten Ärzteschaft einzutreten, ist die Tatsache, dass die Verantwortung für die Resistenzlage in der Humanmedizin seitens der Humanmediziner mit zunehmender Tendenz allein dem Antibiotikaeinsatz in der Tiermast  zugeschoben wird.

Der durch das eigene Verschreibungsverhalten und die mangelnden Hygienemaßnahmen in deutschen Krankenhäusern verursachte Selektionsdruck und die Verbreitung von resistenten Bakterien dagegen wird jedoch mit keinem Wort erwähnt.

Jüngstes und eklatantestes Beispiel dafür ist die Entschließung des 117. Deutschen Ärztetages zum Thema „Bekämpfung multiresistenter Keime“. Danach wird angesichts der Zunahme der multiresistenten Keime in den letzten Jahren gefordert, dass keine Zeit mit Dokumentation verloren gehen darf und die Politik zeitnah geeignete Maßnahmen treffen soll, um den Einsatz der Antibiotika in der Tiermast tatsächlich zu vermindern.

Sei doch der Antibiotikaverbrauch in der Veterinärmedizin doppelt so hoch wie in der Humanmedizin. Aus welcher Quelle der Deutsche Ärztetag wie auch andere Publizisten Daten über den Antibiotikaverbrauch in der Humanmedizin beziehen, bleibt indes im Ungewissen.

Bis heute steht keine Statistik zur Verfügung, die diesen ähnlich transparent wie in der Veterinärmedizin durch die Zahlen des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) darstellt.

„Eine derart einseitige Darstellung, die notwendige Maßnahmen im eigenen Bereich vermissen und gleichzeitig den aktuellen Stand der Wissenschaft außer Acht lässt, kann nicht länger hingenommen und von der Politik ignoriert werden“, unterstreicht Götz in seinem Schreiben, „schließlich wurde die DART nicht allein erarbeitet, um der Antibiotika-Resistenzbekämpfung bei Tieren Rechnung zu tragen, sondern auch der bei Menschen.“




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