8. Leipziger Tierärztekongress: Kostenfaktor Veterinärmedizin

(14.10.2015) Rinderpraktiker im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Qualität

Der ökonomische Druck auf Veterinärmediziner in der Nutztierpraxis wächst durch Faktoren wie Wegfall der Milchquote zusehends.

Es wird immer wichtiger mittels guter kommunikativer Fähigkeiten und Wirtschaftlichkeit zu überzeugen, um die Stellung als Kostenfaktor im landwirtschaftlichen Betrieb zu rechtfertigen.

Leipziger Tierärztekongress In einem Vortragsblock widmet sich der 8. Leipziger Tierärztekongress (14. bis 16. Januar 2016) explizit der „Ökonomie in der Rinderpraxis“ und beleuchtet die Bedeutung der Ökonomie im landwirtschaftlichen Betrieb, sowie ökonomische Rahmenbedingungen für den Rinderpraktiker.

Darüber hinaus wird nachgefragt, wie die moderne Rinderpraxis auszusehen hat und welchen ökonomischen Wert langlebige Kühe aufweisen.

„Die Ökonomie hat nicht nur in der Rinderpraxis sondern in allen Bereichen der Nutztierpraxis eine extrem große Bedeutung. Tierärztinnen und Tierärzte in der Nutztierpraxis sind neben ihrer Bedeutung als "Gesundheitshelfer" auch Kostenfaktor in einem ökonomischen Kreislaufsystems.

Damit steht ihre Arbeit ständig auf dem Prüfstein der Kosteneffizienz und sie bekommen veränderte, ökonomische Rahmenbedingungen unmittelbar zu spüren.“, erklärt Prof. Dr. Jörg R. Aschenbach, geschäftsführender Direktor des Instituts für Veterinär-Physiologie an der Freien Universität Berlin und Vorsitzender des Vortragsblock „Ökonomie in der Rinderpraxis“.

 Die optionale Inanspruchnahme tierärztlicher Zusatzleistungen oder finanziell aufwändigere Behandlungsmethoden seien in der Nutztierpraxis sehr schwer zu vermitteln.

Bei jeder Prophylaxe- und Behandlungsentscheidung müsse die Auswirkung auf das ökonomische Ergebnis des landwirtschaftlichen Betriebes mit berücksichtigt werden. „Eine „untere Grenze“ bei der Entscheidung für oder gegen tierärztliche Maßnahmen ist durch die tierschutz- und tierseuchenrechtlichen Bestimmungen gesetzt.

Um einen Praxisgewinn oberhalb dieser Minimalleistungen zu erwirtschaften, müssen die Tierärztinnen und Tierärzte neben hoher fachlicher Kompetenz vor allem durch gute kommunikative Fähigkeiten und Wirtschaftlichkeit überzeugen“, so Aschenbach.

Herausforderung Milchquote

Prof. Aschenbach ist sich sicher: Die aktuell größte Herausforderung für den Rinderpraktiker ist der Wegfall der Milchquote. „Durch Einführung der Milchquote im Jahr 1984 wollte die EU zum einen die Produktionsmengen von Milch generell begrenzen und damit die explodierenden Kosten für Stützungskäufe bei Milch und Milchprodukten senken.

Zum anderen sollten die Produktionsmengen lokal verankert werden und damit die kleinbäuerliche Struktur gefördert werden – weil jedes EU-Land und letztendlich auch jeder Betrieb nur noch innerhalb seines zugewiesenen Kontingentes sanktionsfrei produzieren durfte.

Damit sicherte diese Quote insbesondere den kleineren landwirtschaftlichen Milchbetrieben ein auskömmliches Minimaleinkommen. Durch Quotenhandel wurde die Idee der Milchquote aber bereits kurz nach ihrer Einführung vielfach konterkariert, zweckentfremdet und stand immer wieder in der Kritik“, konstatiert Prof. Aschenbach.

Der in diesem Jahr stattgefundene Wegfall der Milchquote wird vom Deutschen Bauernverband mit der Begründung begrüßt, dass dies ein überfälliger Schritt zur Anerkennung des Strukturwandels in der Landwirtschaft sei. Die weitere Unterstützung dieses Strukturwandels hieße, dass es in den nächsten Jahren einen drastischen Rückgang in der Zahl milcherzeugender Betriebe geben würde.

„Im Rahmen dieser anstehenden Konsolidierung und Globalisierung“, erklärt Aschenbach, „werden Tierärztinnen und Tierärzte als Kostenfaktor nachhaltig auf dem Prüfstand stehen. Um unseren Kolleginnen und Kollegen Handlungsempfehlungen für die Meisterung dieser schwierigen Lage zu geben, ist es extrem wichtig, dass wir ein klares Bild von der wirklichen Situation in der Rinderpraxis haben.“

Daher wurde von der Freien Universität Berlin eine Umfrage initiiert, welche die ökonomischen Rahmenbedingungen in der Rinderpraxis erörtern soll. Eine Auswertung dieser erfolgt zum 8. Leipziger Tierärztekongress im gleichnamigen Vortrag von Dr. Carolin Deiner vom Institut für Veterinär-Physiologie der Freien Universität Berlin.

Moderne Rinderpraxis und langlebige Kühe

Neben den ökonomischen Rahmenbedingungen zum Erhalt der Rinderpraxis referiert der praktizierende Tierarzt Dr. Martin Gehring zum 8. Leipziger Tierärztekongress über die Anforderungen, welche an eine moderne Rinderpraxis zu stellen sind.

Während Prof. Dr. Anke Römer von der Humboldt-Universität Berlin Alberecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften hervorhebt, dass langlebige Kühe als ökonomischer für den Betrieb anzusehen sind.




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