Vortrag zum "Kleinen Ferkelsyndrom" am 7. Leipziger Tierärztekongress

(09.11.2013) Kleiner, schwächer, immobiler – gefährdeter: Verfügen neugeborene Ferkel über ein Geburtsgewicht von 800 Gramm und weniger, gelten sie als „kleine“ Ferkel. Sind sie zudem kleiner als ihre Wurfgenossen, ziehen sie im Kampf um die Zitze und damit um das lebenswichtige Kolostrum schnell den Kürzeren.

Unter dem Thema „Das kleine Ferkelsyndrom – eine tagtägliche Herausforderung!“ werden im Rahmen des 7. Leipziger Tierärztekongresses (16. bis 18. Januar 2013) neuste internationale Forschungsergebnisse zur Aufzucht kleiner Ferkel vorgestellt.

Ohne Kolostrum fehlt den Ferkeln die nötige Zufuhr an Energie und Immunglobinen. Dies wiederum führt zu einer eingeschränkten Mobilität und damit zu einer höheren Todesrate als bei normalgroßen Ferkeln. Einer französischen Untersuchung zufolge stehen nach der Geburt der Ferkel maximal 4 Liter Kolostrum für den Wurf zur Verfügung.

„Früh geborene, agile Ferkel sind hier klar im Vorteil“, erklären Prof. Dr. Johannes Kauffold von der Universität Leipzig und Prof. Dr. Axel Wehrend von der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Sie gehen der Frage nach, wie das Stallpersonal den „kleinen“ Ferkeln die für das Überleben notwendige Fürsorge geben kann. „Um eine ausreichende Kolostrumaufnahme für alle Ferkel des Wurfs zu gewährleisten, hilft nur die Einmischung durch das Stallpersonal“, so die Referenten.

Dieses kann eine Reihe von Maßnahmen nutzen, damit die kleinen Ferkel überleben und zu einem gut entwickelten Absetzferkel heranwachsen.

Wurfaustausch, Assisted suckling oder Splitnursing

Als wichtigste Methode ist der Wurfausgleich zu nennen. „Der Tausch von Ferkeln und Muttersau ist ein unverzichtbares Instrument, um übergroße oder heterogene Würfe zu managen“, meint Prof. Dr. Johannes Kauffold.

Zu beachten sei aber, dass die „richtigen“ Ferkel dem „richtigen“ Wurf zugeordnet würden: Kleine Ferkel beispielsweise sollten eher einen Wurf mit kleineren oder normalgewichtigen Ferkeln beigefügt werden und nicht einem Wurf mit großen und schweren Ferkeln.

Der Wurfausgleich sollte sich zudem nicht auf die unmittelbare postnatale Phase beschränken.

Eine andere Maßnahme ist das „Split Nursing“-Verfahren. Hierbei werden einzelne Ferkel abwechselnd von der Muttersau abgesondert, sodass eine gleichmäßige Kolostrumversorgung des gesamten Wurfs möglich ist.

Darüber hinaus steht das „Assisted suckling“ zur Verfügung. Bei diesem Verfahren werden abgedrängte oder sonstig beim Saugen beeinträchtige Ferkel an das Gesäuge der Sau gesetzt. „Auch dieses Verfahren sollte Teil des 'Einmaleins' im Abferkelstall sein – nicht nur nach der Geburt, sondern auch darüber hinaus“, fordert Prof. Dr. Axel Wehrend.

Denkbar ist auch die Versorgung der Ferkel mit Kolostrum aus der Flasche. Da es kein künstliches Kolostrum für das Schwein gibt, muss das natürliche allerdings erst ermolken werden.

Zu den weiteren Erfolgsfaktoren in der Aufzucht der Ferkel gehört die thermische Umgebung. „Optimal ist eine Temperatur von 30 Grad im Ferkelnest“, so die Experten. Gummi- und Hanfmatten sorgen zudem dafür, dass die Ferkel nicht auf kalte Roste fallen. Ebenso sei das Trockenreiben der Tiere hilfreich.

Der Vortrag findet im Rahmen des Themenblocks „Fruchtbarkeit & Management von Eber. Sau und Ferkel“ am 16. Januar zwischen 16.00 und 18.00 Uhr statt. Die Veranstaltung ist Bestandteil der Fortbildung gemäß §7 Abs. 2 SchHaltHygV (Anerkennung 3x4 Stunden).




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