Asiatische Tigermücke überwintert in Süddeutschland

(30.07.2015) Mitte Juli fanden Wissenschaftler des Müncheberger Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und des Greifswalder Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, erneut Eier, Larven, Puppen und ausgewachsene Exemplare der Asiatischen Tigermücke Aedes albopictus im Osten Freiburgs.

 An gleicher Stelle stellten sie im Herbst 2014 erstmalig die Vermehrung der invasiven Stechmückenart in Deutschland fest. Die neuen Funde deuten auf eine Überwinterung und Ansiedlung der Asiatischen Tigermücke hin. Weitere Untersuchungen dazu laufen.

Die Asiatische Tigermücke, die in Südeuropa schon weit verbreitet ist und zusehends nach Norden dringt, ist eigentlich eine wärmeliebende Mücke.


Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)

Obwohl seit einigen Jahren eine Einschleppung von Mückenexemplaren mit dem Fernverkehr aus Südeuropa nach Deutschland beobachtet wird, gelang es der Mücke aufgrund mangelnder Kälteresistenz der Eier bislang noch nicht, hier zu überwintern und sich dauerhaft anzusiedeln.

Der außerordentlich milde Winter 2014/2015 hat der Tigermücke nun offenbar das Überleben ermöglicht: mehrere Nachweise in den letzten zwei Wochen von Eiern, Larven, Puppen und ausgewachsenen Mücken an derselben Stelle im Osten Freiburgs, an der im letzten Jahr bereits eine Population gefunden wurde, belegen eine erneute Reproduktion und sprechen für eine Überwinterung.

Für die Vermehrung neu eingeschleppter Individuen aus Südeuropa wäre es saisonal außerordentlich früh, und da die Stelle außerhalb der Flugdistanz zu den Einschleppungsrouten (hier: A5) aus Südeuropa liegt, ist die Wahrscheinlichkeit der erfolgreich gemeisterten Überwinterung außerordentlich hoch.

Genetische Verwandtschaftsanalysen zwischen den Individuen, die im letzten Jahr gesammelt wurden, und den neu aufgetretenen Mücken sollen in Kürze den endgültigen Beweis bringen.

Dies ist besonders wichtig angesichts der möglichen Rolle der Asiatischen Tigermücke als Überträger von Krankheitserregern. In Südeuropa war sie in den letzten Jahren für mehrere Ausbrüche und Fälle des Chikungunya- und des Dengue-Fiebers verantwortlich. Selbst bei einer Etablierung der Art ist das Risiko der Übertragung jedoch minimal, denn die Mücken sind nicht per se infiziert.

Um einen Krankheitserreger weiterzugeben, müssen die Weibchen zunächst selbst an einer infizierten Person Blut saugen und die Erreger aufnehmen. Solche Infektionsquellen sind selten und die Chancen des Erregers, in der Mücke zu überleben und beim nächsten Blutmahl wieder auf einen Menschen zu treffen, minimal. Die Wahrscheinlichkeiten erhöhen sich allerdings u.a. mit der Populationsdichte der Mücken.

Vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse treffen sich auf Initiative des FLI Stechmückenexperten und Behördenvertreter auf Bund- und Landesebene Anfang September in Berlin, um den Stand der Situation bezüglich einer Gesundheitsgefährdung von Mensch und Tier durch exotische Stechmücken in Deutschland und mögliche Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen zu erörtern.

Der eventuell daraus ermittelte Handlungsbedarf bzw. notwendige Maßnahmen sollen diskutiert sowie Vorschläge für nationale und internationale Aktivitäten gesammelt werden.

Während das Infektionsschutzgesetz die Verantwortlichkeiten und das Prozedere bei dem Auftreten von Krankheitsfällen regelt, deren Erreger durch Stechmücken übertragen werden, gibt es keine gesetzlichen Vorschriften, wie bei der reinen Einschleppung und Etablierung von exotischen Stechmücken zu verfahren ist, selbst wenn es sich um potenzielle Überträger von Krankheitserregern handelt.

Im Frühstadium der Invasion können Maßnahmen möglicherweise noch greifen und die Mücke eliminieren oder zumindest unter Kontrolle halten.




Weitere Meldungen

Universität des Saarlandes

Umfrage: Wie verbreitet ist die asiatische Tigermücke im Saarland?

Mittlerweile hat sich die asiatische Tigermücke mit dem Fachnamen „Aedes albopictus“ an das europäische Klima angepasst und besiedelt bereits ganz Italien, Österreich, Tschechien und die Balkanländer, fast ganz Frankreich und weite Teile von Süd- und Mitteldeutschland
Weiterlesen

Asiatische Tigermücke; Bildquelle: AdobeStock

Tigermücke und Riesenzecke: Jetzt Hunde schützen

Im Sommer haben Zecken und Stechmücken Hochsaison. Vor allem, wenn Urlaube oder längere Aufenthalte in der Natur anstehen, ist es besonders wichtig, dass der beste Freund des Menschen vor Krankheiten geschützt ist
Weiterlesen

Universität Bayreuth

Bayreuther Forscher*innen arbeiten interdisziplinär an der Aufklärung über die Asiatische Tigermücke

Der Klimawandel fördert die Ansiedlung nicht heimischer Stechmücken und Erreger in Bayern. An der Universität Bayreuth forschen Wissenschaftler*innen in einem interdisziplinären Projekt an einem Warnsystem
Weiterlesen

Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus); Bildquelle: Wikimedia Commons, James Gathany, CDC, public domain

Neue Technologie kann vor der Verbreitung gefährlicher Stechmücken schützen

Mit der warmen Jahreszeit beginnt in Europa wieder die Hochsaison der Stechmücken. Während sie und ihre Larven vielen Tieren als Beute dienen und sie damit eine wichtige Rolle im Ökosystem einnehmen, empfinden Menschen die kleinen Blutsauger eher als lästig. Mittlerweile können sie uns jedoch auch gefährlich werden
Weiterlesen

Ovitrap; Bildquelle: Hans-Peter Führer/Vetmeduni Vienna

Asiatische Tigermücke und Japanische Buschmücke: gefährliche neue Stechmücken werden in Tirol heimisch

In Österreich sind rund 50 Stechmückenarten bekannt – und es kommen neue potenziell invasive Arten hinzu, wie eine soeben präsentierte Studie der Vetmeduni Vienna zeigt
Weiterlesen

Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) in Europa. Stand: Dezember 2019.; Bildquelle: Nils Tjaden

Forschungsnetzwerk „BiodivERsA“ untersucht tropische Viruserkrankungen

Im Zuge des Klimawandels dringen von Mücken übertragene Viruserkrankungen immer weiter nach Europa vor. Ein von der Universität Bayreuth koordiniertes Verbundprojekt untersucht jetzt erstmals, wie diese Entwicklung durch biologische Vielfalt innerhalb der Infektionsketten beeinflusst und gesteuert wird
Weiterlesen

Goethe-Universität Frankfurt am Main

Wie sich das Zika-Virus verbreiten könnte

Wissenschaftler von Goethe-Universität und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung erstellen Karten zum Zika-Infektionsrisiko
Weiterlesen

Magazin

Firmennews

Neuerscheinungen